Sonntag, 14. Juni 2009

Wissen um die Kursentstehung

Das ist für mich eine der grundlegendsten Dinge, die man als Spekulant, Trader, oder Investor an der Börse wissen, bzw. verstehen muss !

In meinem Blogpost über die Fundamentale Analyse habe ich schon Andeutungen gemacht, dass irgendwelche News, oder Fundamentale Prognosen keinerlei direkten Einfluß auf die Entstehung eines Kurses, oder der Entwicklung eines Kurses/Chart besitzen. Um diese oft für viele etwas provokante Aussage zu untermauern, folgt nun meine Sicht der Dinge dazu. Die Erklärung zur Kursentstehung einer Aktie beispielsweise lässt sich sicher hoch intellektuell formulieren. Dies möchte ich aber hier nicht so kompliziert rüberbringen, sondern mich erstmal ganz einfach an das Thema herantasten.

Ein Beispiel.
Ich treffe Sonntag Nachmittag einen Freund. Er erzählt mir, dass er am Vortag auf dem FC Bayern Spiel war und die Bayern haben 0:2 verloren. Auf meine Frage, "wie" das Ergebnis zustande kam, zuckt mein Freund mit den Schultern und hat keine Antwort darauf. Als ich nochmal nachfrage, nach dem "wie", sagt er mir: "Na. In der 30. Minute war das 0:1 und in der 80. Min. das 0:2." ..... Tolle Antwort, von einem, der sich das Spiel Live im Stadion angesehen hat, oder ? ;-)

In der Realität wird das Gespräch sicher nicht so ablaufen, sondern mein Freund wird mir genauestens erklären können, wann, wer, wie ein Tor geschossen hat. Ob es einen Elfmeter, oder Rote Karten gab usw. usw.

So ähnlich wie in dem Beispiel, ist es aber an der Börse auch. Jeder kann nachsehen, wo aktuell, der Preis einer Aktie steht. (vergleichbar, mit der Ergebnistafel im Fussballstadion). Aber wer kann denn auch erklären, wie es dazu kommt, bzw. gekommen ist ?

Wie ein Kurs entsteht, ist absolutes Basiswissen !

Stellen wir uns einfach mal folgendes vor.
Ich möchte mein Auto verkaufen. Ich möchte für meine alte Kiste 1.500 € haben. Nun unterstellen wir einfach mal, dass es in Deutschland ein Gesetz gibt, dass es Privatleuten verbietet, ein Auto auf eigene Faust zu verkaufen. Ein Auto darf nur mit einem lizensierten "Vermittler" ge- und verkauft werden.

Ich habe so einen "Vermittler" natürlich an der Hand. Sein Name ist Freddy Börse. Ich sage zu Freddy Börse, dass ich mein Auto verkaufen möchte.

Ich sage zu Freddy Börse, dass ich für mein Auto 1.500 € haben möchte (Limit Verkauf Order). Soweit so gut.
Nun melden sich bei Freddy Börse, zwei Interessenten für mein Auto. Einmal Benno Long und einmal Paul Käufer.
Paul Käufer gibt an Freddy Börse weiter, dass er das Auto haben möchte, egal zu welchem Preis und gibt seinen Kaufwunsch als Market Order (billigst) an.
Gleichzeitig gibt aber Benno Long auch seinen Kaufwunsch an Freddy Börse weiter. Benno Long will das Auto aber nicht für 1.500 € kaufen, sondern möchte es billiger haben, um es später vielleicht wieder teurer weiterzuverkaufen. Also gibt Benno Long eine Limit Kauf Order an Freddy Börse weiter. Er möchte das Auto zu einem Preis von 1.400 € kaufen.

So. Freddy Börse muss sich nun um einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage kümmern. Gehen wir nal davon aus, dass es nur mich als einzigsten Verkäufer und 2 interessenten als Käufer gibt.
Da stehe nun ich als Verkäufer mit meiner Limit Verkaufsorder 1.500 €
Paul Käufer möchte billigst das Auto kaufen (Market Order).
Und Benno Long will das Auto für 1.400 € kaufen Limit Kauforder.

Was passiert ?

Freddy Börse verkauft mein Auto an Paul Käufer, da 1.500 € der einzigste "Preis" ist, der zustande kommen kann. Der Wunsch von Benno Long kann nicht "bedient" werden, weil niemand da ist, der ihm das Auto für diesen Preis verkaufen möchte.

Irgendwie ein blödes Beispiel, oder ? ;-)

Aber gehen wir der Sache mal im realen Handel auf den Grund. Es ist also so, dass es die "Börse" als Vermittler und die Marktteilnehmer als Käufer und Verkäufer gibt. (Natürlich stimmt das nicht ganz, da wir als Marktteilnehmer ja in der Regel nicht mit der Börse "kommunizieren" sondern die Bank,oderr der Broker, als Zwischenhändler dazwischen stehen.)

Die Börse muss dafür sorgen, immer den Kurs zu taxieren, auf dem der höchstmögliche Umsatz stattfinden kann. Wenn sich nur 2 Parteien, also ein Käufer und ein Verkäufer gegenüber stehen, ist das noch gut überschaubar. Schwieriger wird es, wenn sich z.B. im Xetra Handel im Millisekundenbereich ständig mehrere tausend Marktteilnehmer gegenüber stehen.
Und nicht nur das, sondern auch noch, dass jeder Marktteilnehmer verschiedene "Orderarten" an die Börse weitergibt. Stopp Loss Order, Market Order, Stop Buy, Stop Sell, Limit Buy, Limit Sell usw. usw.

Ein riesiges Beispiel mit den verschiedenen Orderarten erspare ich mir mal im Moment, aber sicher später dazu mal mehr.

Es ist in meinen Augen also so, dass ein Kurs aufgrund des Verhaltens der Marktteilnehmer entsteht. Die Frage, "warum" Marktteilnehmer verkaufen, und/oder kaufen, kann niemals beantwortet werden. Wenn ich heute 100 VW Aktien verkaufen möchte, muss ich der Bank, oder Börse ja nicht mitteilen, warum ich das mache, oder ? So ne Art Orderzusatz, mit einer Verkaufsbegründung (z.B. Ich brauch die Kohle um ein neues Auto zu kaufen, oder um in BMW Aktien umzuschichten, oder was weiss ich).
Es gibt tausende Gründe, warum jemand kaufen, oder verkaufen möchte.

Zusammengefasst heisst das für mich also folgendes.

Die Marktteilnehmer ganz alleine sind verantwortlich für den Kurs, oder eine Kursentwicklung ! Niemand anderes. Es spielt für mich schlichtweg überhaupt keine Rolle, was um mich herum passiert. Da kann z.B. die Meldung kommen, dass es ab morgen kein Öl mehr auf der Welt gibt und die ganze Weltwirtschaft zusammenbrechen wird, dass interessiert mich auf "mein Trading" bezogen genauso viel, wie so eine Meldung:



Mein Ziel muss es täglich sein, versuchen, im Chart zu erkennen, "WO" könnten Marktteilnehmer verkaufen (Stopp Loss Orders ,etc.), oder Gewinne mitnehmen. Und genauso, "WO" könnten mehrere Marktteilnehmer im Chart aufeinandertreffen, die KAUFEN möchten.

Ich versuche mich eigentlich ständig in alle Marktteilnehmer hineinzudenken. An die, die gerade investiert sind und schon dicke Gewinne mit ihrer Position haben. An die, die wie ich darauf warten, sich mit einem Trade positionieren zu können, an die, die mit ihren Trades im Verlust sein könnten und aussteigen wollen usw. usw. Und was noch dazu kommt, ich versuche mich nicht nur auf einer Zeitebene in die Marktteilnehmer hineinzudenken, sondern in allen Zeitebenen. Tageschart, Stundenchart, 5 Minutenchart usw.

Jetzt gehe ich bei meinem täglichem Handel sogar noch einen Schritt weiter, denn ich versuche mich manchmal sogar schon "bevor" ein grosses Orderaufkommen aufeinander trifft zu positionieren. Wenn ich das schaffe, profitiere ich erheblich davon, weil ich den anderen Marktteilnehmern einen Tick voraus bin. Ich versuche mir einen Vorteil gegenüber den "anderen" Marktteilnehmern zu verschaffen. Strömt es nämlich dann die anderen Käufer, oder Verkäufer in den Markt, schieben diese mich mit meinem Trade (der sich sowieso schon im Gewinn bewegt) noch weiter in den Profit.

Natürlich hab ich nicht immer Recht, mit meinem "Marktgefühl". Aber anscheinend funktioniert es ;-)

Die Grundbasis, also das Fundament meines Handels beruht auf der Marktpsychologie, verbunden mit der Markttechnik (NICHT Charttechnik!). Ich ignoriere jede News, jede Meldung. Solche Sachen wie "Finanzkrise", Immobilienkrise interessieren mich nicht. Ich habe keine Ahnung von Wirtschaft und kann diese demnach auch nicht in meine Handelsendscheidungen mit einbeziehen.
Wenn z.B. die Meldung kommen würde, dass 29 der 30 Daxunternehmen noch in diesem Jahr insolvenz anmelden müssen, ich aber zur selben Zeit auf dem Chart ein Longsignal erkenne, ....................... dann handel ich auch LONG................. Klingt hart, oder ? ;-)


Hier noch ein Video zur "Kursentstehung".

2 Kommentare:

  1. Hallo ich habe auch ein "blödes Beispiel" würde mich interessieren was du darüber denkst:

    Ich habe mich mit einem Trader unterhalten der seit Jahren tradet.Meine Frage an ihm bezog sich auf die Auswirkungen auf fundamentale Daten gegenüber technischer Analyse.Er hat mir das anhand dieses Beispiel erklärt:

    Wenn ich in einem Auto sitze und ich habe ein festgesetzen Zielpunkt zu dem ich fahren möchte,weiche ich auch nicht vom Kurs ab.
    Es ist möglich das ich dadurch verschiedene Umleitungen fahren muss und mein Airbag ist quasi mein Stop-Loss sollte es mal zu einem Unfall kommen.
    So ungefähr hab ich es mal wiedergegeben.
    Was denkst du darüber?
    Einen schönen Tag noch...
    Gruss Chris

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  2. Hi Chris,

    Auswirkungen auf fundamentale Daten gegenüber Technische Analyse ?

    Hmm ? Ich kann dazu nicht viel sagen, ausser dass ich weiß, dass ein Kurs an der Börse nur durch die Marktteilnehmer entsteht. Käufer und Verkäufer bestimmen den Preis einer Aktie und die Richtung eines Chartverlaufs. Fertig. Das hat nichts mit Fundamentalen Daten zu tun, genauso wenig mit technischer Analyse und Markttechnik.

    Das Beispiel kann ich jetzt nicht so in der Art mit Technische Analyse und Fundamentale Analyse vergleichen.
    Wie gesagt, ich habe keine Ahnung von Fundamentale Analyse und kann dazu recht wenig sagen.

    Was vielleicht ein wenig zu hart in deinem Beispiel klingt, ist der Satz mit dem Airbag, der in Form eines Stop-Loss bei einem "Unfall" ausgelöst wird. Da denke ich irgendwie gleich an einen Totalverlust für einen Trader ;-)

    Ich würde das für MEIN Trading vielleicht so in einem Beispiel wiedergeben.

    ".....und mein Bremspedal ist quasi mein Stop-Loss ......"

    Wenn ich Trading mit dem Auto fahren vergleichen würde, dann würde ich sagen:

    "Wenn die Strasse frei ist, drück ich auf´s Gaspedal. Sollte ich von weitem schon die Bremslichter anderer Autos erkennen, bremse ich und schalte einen Gang zurück. Notfalls bleibe ich sogar am Strassenrand stehen (und gehe kein Risiko ein). Sobald die Strasse frei wird, gebe ich wieder Vollgas."

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